Bayern slamt

Oh! Wie war das wunderbar! Ich bin ja aus allen Wolken gefallen, als man mich für den Bayernslam in Ingolstadt nominiert hat.

Ich stehe seit vieleicht gerade mal zwei Jahren auf Slambühnen und das auch noch äußerst selten.Was für eine Ehre!

Am letzten Wochenende war es dann soweit. Im streikbedingt überfüllten Regionalzug ging es mit 8 oder 9, so genau weiß ich das gar nicht mehr, anderen Slammern aus München und der Umgebung Richtung Franken. Als Nichtreisepoet, also jemand, der nicht das halbe Jahr in Zügen sitzt, fand ich es schon besonders, in einem Hotel untergebracht zu werden, nur um am Abend 5 Minuten einen Text vorlesen zu dürfen. So wunderbar versorgt zu werden hat mir sehr gut gefallen.

Selten war ich so nervös, wie vor meinen Auftritt im Halbfinale. Ich hab mich wohl trotzdem gut geschlagen. Meine Wertung war zwar bei weitem nicht die beste, aber auch nicht die schlechteste. Trotz Texthänger hab ich mich ganz gut durch meinen Urintext gehangelt. Den Leuten hat es sehr gefallen. Denke ich. Dann ging es zum Biertrinken. Nach einem weiteren Halbfinale, bei dem ich den großartigen Andivalent sehen durfte und viele weitere großartige Bühnenleute, folgte eine fantastische PowerPointKaraoke . 60 Minuten absoluter Bauchmuskelollaps.

Die darauf folgende Aftershowparty war jetzt nicht sooo besonders. Vor allem für mich, der nicht wirklich jemanden kannte und den auch sonst niemand kennt. Da wird man schon mal schön ignoriert oder übergangen. Ich kann damit leben. Die haben sich eben viel zu erzählen, die alten Profis. All die Anekdoten aus dem Slammerleben.

Eine andere Begegnung hat mich schon mehr beschäftigt: Vor dem Club, in dem die Party statt fand, standen auch zwei afrikanische Flüchtlinge, die auch etwas erleben wollten an diesem Sommerabend, die aber so gar keinen Anschluss finden konnten. Ich fange ein Gespräch an und lerne Emir, dessen Spitzname lustigerweise “Karl Marx” ist, und Omar kennen. Die Beiden sprechen kaum Deutsch und ihr Englisch ist auch nur sehr schwer zu verstehen. Sie kommen aus dem Senegal und sind erst seit wenigen Wochen in Deutschland. Besonders Emir, mit dem ich mich eine Weile lang unterhalten habe, war unglaublich glücklich darüber, dass sich jemand für ihn interessiert. Ihm ist es noch nie passiert, das sich jemand einfach so freiwillig mit ihm unterhalten hat. Das fand ich schon erstaunlich. So ein netter Kerl, der komplett aus den Wolken fällt weil ein Fremder nett zu ihm ist.

Im Nachhinein macht mich diese Begegnung eher traurig. Vor allem bei einer Party von Poetryslammern, die auf der Bühne immer die politisch korrekte Fahne der Toleranz und der Gleichheit der Menschen hochhalten, werden zwei Flüchtlinge nicht einmal mit dem Arsch angeschaut. Aber Zivilcourage und Willkommenskultur in einem Text zu verpacken und dafür Applaus zu bekommen ist wohl eine andere Sache, als tatsächlich die Offenheit an den Tag zu legen, die ich davor noch eingefordert habe. Naja, das nur am Rande.

Ich bin auch irgendwann weiter gezogen, weil ich doch noch ins Gespräch mit anderen Slammern kommen wollte und es wirklich anstrengend war auf Dauer einem schwer verständlichem Englisch zu lauschen. Ich bin auch kein Übergutmensch. Aber ein bisschen Freundlichkeit zu zeigen und ehrlich zum Abschied zusagen: “it was really nice to meet you.” hat wirklich nicht weh getan.

Der Samstag, der Tag des Finales war wundervoll. Ich hab mich bemüht ein bisschen Anschluss zu finden, was auch recht gut geklappt hat. War nicht ganz einfach, da mein Äußeres immer mehr dem typischen Bild des Münchner Hipsters entspricht. Mein neuer Schäutzer, den ich zum Geburtstag bekommen habe, tut dabei sein Übriges.

Das Finale war der Wahnsinn. Nicht nur wegen einer absurden Bewertungspolitik der Jury, sondern vor allem, weil die Leute, die auf einem Bayernslam im Finale stehen wirklich erste Sahne sind. Auch wenn mir nicht alles gefällt, was ich da so zu hören bekomme, so verstehen die doch schon sehr ihr Handwerk. Sehr inspirierend. Von der grandiosen Stimmung brauch ich gar nicht sprechen. Da muss man einfach dabei gewesen sein. Nächstes Jahr will ich das für meinen Teil wieder sein.

Jetzt noch ein bisschen Fangirlselfiekotze. Die ausgezeichnete Qualität, der folgenden Bilder, soll übrigens meine ausgezeichnete Stimmung widerspiegeln.

Die Bilder:

Ich und Andivalent

Ich und Hanz

Ich mit Bumillo und Christian Ritter

Ich und Mate Tabula. An dieser Stelle noch ein kleines Gedicht: “Ich brauche keinen Superstar – Ich kenne Mate Tabula.

DCIM101GOPRO

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